Energiesparcheck für einkommensschwache Haushalte


Wenn Marco Möller und Mike Betz zu Kundinnen und Kunden des Kreisjobcenters kommen, haben Sie eine Mission: Sie wollen gemeinsam mit den Menschen versuchen, Energiefresser zu finden und Energie zu sparen. Seit 13 Jahren machen sie dies mit großem Erfolg.

Das Projekt „Energiesparcheck“ des Kreisjobcenters umfasst die Bereiche Strom, Gas, Wasser und Heizung. Ziel des freiwilligen Projekts ist es, dass Kundinnen und Kunden mit Anspruch auf Bürgergeld, Sozialhilfe, Wohngeld oder Kinderzuschlag sowie Asylbewerber Energiesparpotentiale aufgezeigt bekommen. Es geht dabei vor allem um die Hilfe zur Selbsthilfe: Einkommensschwache Haushalte sollen befähigt werden, ihren Energieverbrauch nachhaltig zu senken – und so Energie und gleichzeitig Geld zu sparen. Für viele Kundinnen und Kunden geht es auch darum, Energieschulden zu verringern oder zu vermeiden. „Manche Haushalte haben beispielsweise Schulden bei ihrem Energieversorger. Dafür wollen wir zum einen Lösungen finden und gleichzeitig Wege aufzeigen, solche Schulden künftig zu vermeiden“, erläutert Marco Möller. Durchführender Träger des Projekts ist der Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V. Um von möglichen Schulden so früh wie möglich zu erfahren, arbeitet die Caritas mit der RhönEnergie Fulda zusammen: Das Angebot des Energiesparchecks wird auf den Abrechnungen der RhönEnergie veröffentlicht, bei Einwilligung werden die Teilnahmeberechtigten auch direkt von den Energiesparberatern kontaktiert, die ihnen ihre Hilfe anbieten. 


Doch wie genau läuft ein Energiesparcheck ab? Betz und Möller erklären: „Wenn Kundinnen und Kunden des Kreisjobcenters teilnehmen wollen, finden bei ihnen zu Hause drei Termine statt.“ Beim ersten schaut der Energiesparberater vor allem nach aktuellen Verbräuchen, Verträgen und Tarifen, Energieschulden, den eingesetzten Haushaltsgeräten und dem Verbraucherverhalten. „Uns ist wichtig, dass die Menschen mit ihren Sorgen nicht alleingelassen werden und Unterstützung erhalten. Dabei werden unsere Mitarbeiter manchmal auch mit den Schicksalen der Personen konfrontiert. Die Vor-Ort-Termine sind einfach unfassbar wichtig, um den Menschen individuelle Hilfe anbieten zu können“, sagt Werner Althaus, langjähriger Bereichsleiter der Sozialen Dienste beim Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V.. Die Energiesparberater schauen ganz individuell, wo es Unterstützungsbedarf im entsprechenden Haushalt gibt. 


„Ganz explizit schauen wir, ob die Kundinnen und Kunden bereits in den günstigsten Strom- oder Gastarifen sind. Falls nicht, unterstützen wir sie bei der Suche nach einem besseren Tarif. Wir schauen außerdem, ob sie besonders energiefressende Geräte im Einsatz haben und wie möglicherweise Strom gespart werden kann – zum Beispiel durch die Vermeidung von Geräten im Stand-by-Modus, zu niedrige Temperaturen im Kühlschrank, falsches Lüften und Heizen oder veraltete Leuchtmittel“, erklärt Marco Möller. Die Energiesparberater fragen die Kundinnen und Kunden zudem nach ihrem täglichen Verbraucherverhalten: Wie und wie oft wird täglich gelüftet? Wie häufig und wie lange wird geduscht? Wie viel Wasser wird den Tag über sonst noch verbraucht? Auf welcher Stufe steht die Heizung? Welche Geräte sind eventuell enorme Stromfresser? „Wir haben bei unseren ersten Treffen aber auch schon sogenannte Soforthilfen mit dabei, die wir den Personen kostenfrei verbauen. Solche Soforthilfen sind zum Beispiel wassersparende Perlatoren für den Wasserhahn, stromsparende LED-Leuchtmittel, Wasserstopper für die Klospülung, Thermometer für den Kühlschrank, Mehrfachsteckdosen mit Schaltern, Feuchtigkeits- und Temperaturmesser oder Zugluftstopper. Mit diesen kleinen Helfern kann schon eine Menge bewirkt werden“, sagt Möller. Allein im Jahr 2023 konnten durch Sofortmaßnahmen und weitere Hilfestellungen in 393 Haushalten jeweils rund 200 Euro Energiekosten im ersten Jahr eingespart werden. 


Beim zweiten Termin schauen die Energiesparberater, wie sich die Verbräuche entwickelt haben und danach, wo die Personen eventuell noch Unterstützung benötigen. „Wir haben dann auch die Möglichkeit, die Kundinnen und Kunden an weitere Hilfsangebote weiterzuleiten – beispielsweise an die Schuldnerberatung, die Verbraucherzentrale oder andere passende Angebote bei der Caritas“, erklärt Mike Betz. 


Beim dritten und letzten Termin nach knapp einem Jahr wird geschaut, was sich getan hat und wie viel die Personen insgesamt einsparen konnten. „Wir schauen außerdem, was wirklich umgesetzt und beibehalten wurde und wo möglicherweise noch Einsparpotential besteht“, führt Betz aus. Außerdem liegen nach einem Jahr meist die neuen Abrechnungen vor, sodass mögliche Ersparnisse schwarz auf weiß vorhanden sind. „Es ist ein besonderer Moment, wenn die teilnehmenden Personen erstmals eine Rückzahlung bei der Stromabrechnung erhalten. Die Freude ist dann riesig“, erklärt Janina Wübbelsmann, Fachbereichsleitung des Bereiches Soziale Dienste bei der Caritas. 


Dass es aber nicht nur ums persönliche Einsparpotential geht, weiß Markus Vogt, Leiter des Fachdienstes Kommunaler Arbeitsmarkt beim Landkreis Fulda: „Die Arbeit von Marco Möller und Mike Betz leistet einen erheblichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.“ Der Energiesparcheck ist damit ein echtes Win-Win-Projekt. „Der Energiesparcheck ist mein absolutes Lieblingsprojekt. Es hat einfach nur Vorteile. Die Teilnahmeberechtigten sparen Geld, wenn sie weniger Strom verbrauchen. Und auch der Steuerzahler spart wiederum Geld, wenn weniger Kosten für Heizung und Wasser über das Jobcenter abgerechnet werden. Und dazu wird noch jede Menge CO2 eingespart. Besser geht es einfach nicht“, erklärt Jürgen Stock, Leiter des Kreisjobcenters. 


Dass das Projekt ein voller Erfolg ist, zeigt auch der deutschlandweite Vergleich: Die Caritas hat in Deutschland die zweitmeisten Beratungen im Jahr 2021 durchgeführt – und das mit nur zwei Beratern. „Der Erfolg des Projekts hängt in ganz besonderer Weise mit den Energiesparberatern Marco Möller und Mike Betz zusammen, die für das Projekt brennen, gut beraten und passende Hilfestellungen geben“, lobt Markus Vogt. 


Zahlen
Seit Beginn des Projektes haben die Energiesparberater der Caritas insgesamt rund 4.150 Haushalte beraten. Im vergangenen Jahr 2023 wurden alleine 393 Haushalte beraten. Es wurden 4.437 Soforthilfen im Wert von insgesamt 15.390 Euro in den Haushalten verbaut. Pro Haushalt werden im Schnitt 40 Euro für Soforthilfen ausgegeben. Hieraus können sich Einsparungen je Haushalt von durchschnittlich 200 Euro im ersten Jahr durch verringerten Wasser- und Energieverbrauch ergeben. Langfristig betragen die möglichen Einsparungen 1.500 Euro je Haushalt. Dies kann somit zu langfristigen Einsparungen in allen im Jahr 2023 beratenden Haushalten von 589.485 Euro führen.

Kontakt
Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V.
Telefon (0661) 2428-366
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Bildunterschrift:
Sehen das Projekt Energiesparcheck als vollen Erfolg: Jürgen Stock (Landkreis Fulda, von links), Energiesparberater Mike Betz, Markus Vogt (Landkreis Fulda).

Foto: Lisa Laibach