A³ hat bisher 53 alleinerziehende Frauen in Arbeit vermittelt

Alleinerziehende Frauen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Arbeit bringen und sie für die Bewältigung des Alltags stärken – nicht nur beruflich, sondern auch privat: Das ist Ziel im Projekt A³ (Auszeit, Aktiv, Arbeit) des Fachdienstes Kommunaler Arbeitsmarkt des Landkreises Fulda. Das Projekt, das im September 2020 gestartet ist, steht kurz vor dem Abschluss. Schon jetzt bilanzieren die Verantwortlichen: Das Konzept ist aufgegangen!

„Das Projekt hat mein Leben verändert“, sagt Dorota C. aus Fulda. Sie ist eine von bisher 53 Frauen, die mithilfe des Projekts (wieder) einen Arbeitsplatz gefunden haben. Die 40-Jährige wohnt seit 2017 allein mit zwei ihrer drei Kinder in Fulda. In Polen hatte sie eine Ausbildung als Verkäuferin gemacht und in Fulda dann das DRK-Zertifikat als Pflegehelferin abgelegt. „Als alleinerziehende Mutter ist es aber schwierig, in der Pflege eine Stelle zu finden, wenn man keine Schichtarbeit machen kann.“ Dann wurde sie auf A³ aufmerksam. Im Projekt wurde sie von Sozialcoaches begleitet, mit deren Hilfe sie gezielt ihre Stärken und Einsatzmöglichkeiten definieren konnte. „Vorher bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, als Schulbegleiterin zu arbeiten. Ich wusste nichts von der Möglichkeit“, sagt Dorota C. Dann ging alles sehr schnell: „Freitags hatte ich ein Bewerbungsgespräch, montags konnte ich anfangen.“ Seit 2023 ist sie als Teilhabeassistentin an einer Fuldaer Förderschule tätig.

Die Frauen in einen Job zu vermitteln, ist aber nicht das einzige Ziel in dem ganzheitlich angesetzten Projekt. Neben Arbeit geht es auch um die Bereiche Gesundheit, Wohnen und soziale Teilhabe – also auch um die Freizeitgestaltung. „Ziel ist der Weg zu einem guten Leben – für sich selbst und für die Familie. Die Frauen sollen dabei unterstützt werden, sich bestmöglich auf ihre Gesundheit konzentrieren zu können und den Alltag so geregelt zu bekommen, wie es für sie gut ist“, erklärt Projektleiterin Franziska Schütte.

Drei Phasen

Wie der Projektname sagt, soll dieses Ziel durch eine Auszeit vom Alltag erreicht werden. Zu Beginn findet ein Erstgespräch inklusive Check-Up durch einen Arzt und einen Psychologen statt. Während der ersten acht Wochen erhalten die Frauen dann Gelegenheit, sich auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren – aber auch, in Gesellschaft zu kommen. Hierauf liegt der Fokus während der Gruppenphase. Die teilnehmenden Frauen treffen sich montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr für unterschiedliche Aktivitäten. Sie tauschen sich aus, sie machen zusammen Sport, sie sprechen über Themen wie Ernährung und Gesundheit und sie sind kreativ. Begleitet werden sie dabei von den Sozialcoaches Kirsten Emunds, Julika Persch und Mareike Stelzig. „Es geht hierbei auch darum, dass die Frauen die Region und die Angebote wie die der Landkreis-VHS kennenlernen“, erklären die Sozialcoaches.

„Die Gruppenphase war super, da man ganz neue Möglichkeiten der Beschäftigung kennengelernt und auch mal etwas ausprobiert hat, was man allein nie getan hätte“, sagt Celina B. aus Hünfeld. „Für Nordic Walking zum Beispiel habe ich mich vorher nicht interessiert – das mache ich jetzt immer noch regelmäßig“, sagt Celina B. Die 31-Jährige hat im Rahmen des Projekts zudem eine Arbeitsstelle in der Gastronomie gefunden, die sich mit ihren Verpflichtungen als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern vereinbaren lässt.

In der zweiten Projektphase erarbeiten die Frauen mit den Sozialcoaches Zielvereinbarungen, die dann in den kommenden bis zu 20 Monaten durchgeführt werden (Durchführungsphase). Diese Ziele sind ganz individuell – Celina B. zum Beispiel hatte sich vorgenommen, sich auf ihre Gesundheit zu fokussieren. „Auch wenn es vermeintlich kleine Schritte sind, wie mit dem Rauchen aufzuhören, regelmäßig Sport zu machen und die Ernährung umzustellen, war das Projekt deshalb hilfreich, weil man seine Ziele zusammen mit der Coachin schwarz auf weiß festgehalten und sozusagen einen Vertrag mit sich selbst geschlossen hat. Allein konnte ich mich nicht so schnell motivieren.“

Für diejenigen, die eine Arbeit aufgenommen haben, ist das nächsthöhere Ziel, den Leistungsbezug beim Kreisjobcenter zu beenden.

Aber auch die restlichen Teilnehmerinnen, die bisher keinen Job gefunden haben, profitieren von dem Projekt. „Auch wenn die Zielgruppe klar definiert ist, ist sie doch sehr heterogen“, sagt Julika Persch. „Mütter mit Anfang 20 nehmen ebenso am Projekt teil wie Frauen über 60. Manche haben einen Flucht- und Traumahintergrund, andere haben starke körperliche Einschränkungen. Einige sind von heute auf morgen allein – zum Beispiel, weil der Partner plötzlich verstorben ist. Manche haben gar keine Qualifikation, andere sind Ärztin oder Anwältin. Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen allein, und bei manchen ist Arbeit aktuell noch gar keine Option. Mit ihnen gehen wir erst mal an, was im Privatleben alles auf den Weg gebracht werden muss, bevor ein Wiedereinstieg ins Berufsleben für sie funktionieren kann.“

Auch Katrin M. aus Fulda* musste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Die 47-Jährige hatte jahrelang in der Gastronomie gearbeitet – bis ihr Sohn mit einer Entwicklungsstörung und einer Sehbehinderung zur Welt kam. So stand für die Alleinerziehende eine Zeitlang erst einmal ihr Sohn im Fokus. „Nachdem er in der Schule war und klar war: Der Schulalltag funktioniert für ihn gut, habe ich recherchiert, was möglich ist. Ich wollte arbeiten – wusste aber erst mal nicht, was und wie.“ Das Fallmanagement des Kreisjobcenters machte sie auf das Projekt aufmerksam. Schon nach kurzer Zeit hat Katrin M. dann einen Job gefunden: Seit dem Schuljahr 2023/2024 arbeitet sie, wie Dorota C., als Schulbegleiterin in einer Förderschule. Hierfür hat sie die erforderliche Schulung beim DRK gemacht, die durch das Kreisjobcenter gefördert wurde – und sie bringt aufgrund ihrer persönlichen Situation sehr wertvolle Erfahrung mit. Um den Job hat sich Katrin M. in Eigeninitiative gekümmert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass eine Sozialcoachin die Frauen hierbei unterstützt und zum Beispiel zum Bewerbungsgespräch begleitet.

Auch während der Durchführungsphase gibt es monatliche Gruppentreffen, regelmäßige Einzeltermine mit den Sozialcoaches und einen regelmäßigen Abgleich der gemeinsam erarbeiteten Ziele. Zudem stehen die Coaches jederzeit beratend sowie für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung.

„Ich habe insgesamt wieder in einen geregelten Familienalltag gefunden. Mir geht es körperlich und seelisch so viel besser“, bilanziert Dorota C. „Dazu hat auch die Gruppenphase beigetragen. Ich habe Kontakte geknüpft, die noch heute bestehen. Das Projekt war für mich wie ein Lottogewinn.“

Hintergrund: Das Projekt

A³ (Auszeit, Aktiv, Arbeit) wird durch die Fachstelle rehapro beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und ist im Landkreis Fulda an den Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt des Kreisjobcenters Fulda angegliedert. Zielgruppe sind alleinerziehende Leistungsbezieherinnen im Sozialgesetzbuch II mit nicht nur vorübergehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die Teilnahme ist freiwillig.

Eine Teilnahme am Projekt ist für jede Frau auf zwei Jahre angelegt. Diese teilt sich auf in die Phasen Auszeit (8 Wochen), Zielvereinbarung (4 Wochen) und Durchführung (bis zu 80 Wochen).

Die erste Gruppe des Projektes startete im September 2020. Durch eine Verlängerung der Projektlaufzeit um ein halbes Jahr enden die letzten beiden Gruppen zum 30. April 2025. Bis dahin werden insgesamt 11 Gruppen mit jeweils 15 Teilnehmerinnen, also insgesamt 165 Frauen, das Projekt durchlaufen haben. 53 von ihnen haben bisher eine Arbeit aufgenommen – manche z. B. zwei Minijobs, sodass es bis heute insgesamt zu 72 Arbeitsaufnahmen kam.

Das im Projekt erprobte Konzept soll langfristig in die Arbeit des Kreisjobcenters einfließen.

Für Fragen kann man sich an die Verbundskoordination und Projektleiterin Franziska Schütte wenden, Tel. (0661) 6006 8190, Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Die Projektverantwortlichen (von links): Die Sozialcoaches Julika Persch, Kirsten Emunds und Mareike Stelzig sowie Projektleiterin Franziska Schütte.

 

* Name auf Wunsch der Teilnehmerin geändert

 

Text: red

Foto: Anna-Lena Bieneck